VDV-Schriften: Was steht drin – und warum sind sie so wichtig?

Die Anforderungen an den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) und Schienenpersonennahverkehr (SPNV) wachsen stetig: Fahrgastzahlen müssen präzise erfasst, Daten für die Verkehrsplanung bereitgestellt und Einnahmen gerecht aufgeteilt werden. Klare Standards und zuverlässige technische Regelwerke helfen dabei, diesen Herausforderungen gerecht zu werden. Hier setzen die VDV-Schriften an, fachliche Regelwerke, die der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) herausgibt. Sie enthalten technische Standards, Empfehlungen und Best Practices, die Verkehrsunternehmen helfen, ihre Abläufe zu verbessern. Mit diesen praxisnahen Leitlinien schaffen die VDV-Schriften eine gemeinsame Grundlage für den Betrieb, erleichtern die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben und unterstützen die Nutzung neuer Technologien.

Wozu dienen VDV-Schriften?

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen übernimmt eine entscheidende Rolle in der Koordination und Steuerung von Normungsprozessen im Bereich Nahverkehrstechnik. Durch die aktive Normungsarbeit wird das Wissen über Innovationen und Best Practices kontinuierlich aktualisiert und auf dem neuesten Stand gehalten. Gleichzeitig wird die Anpassung von Beschaffungen und Spezifikationen für die ÖPNV-Branche vorangetrieben, was zur wirtschaftlichen Effizienz und Zukunftsfähigkeit des öffentlichen Nahverkehrs beiträgt. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist der enge Austausch mit den Expert:innen der VDV-Mitgliedsunternehmen, die ihre Praxiserfahrungen aktiv einbringen und so eine praxisnahe Weiterentwicklung der Standards ermöglichen.

VDV-Schriften sind ein zentrales Instrument im öffentlichen Nahverkehr und enthalten technische Regeln und Handlungsempfehlungen, wie etwa zur Fahrzeugtechnik, zur Fahrgastzählung oder zur Betriebssteuerung. Sie schaffen Standards, die den Betrieb vereinfachen, die Nutzungsfreundlichkeit verbessern und gesetzlichen Anforderungen entsprechen.

Die Schriften werden von Expert:innen aus Verkehrsunternehmen, Industrie und Wissenschaft in den Gremien des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen erarbeitet und regelmäßig aktualisiert, um technologische Entwicklungen zu berücksichtigen. Einheitliche statistische Grundlagen, technische Rahmenbedingungen sowie standardisierte Datenformate werden festgelegt und gewährleisten unternehmensübergreifend vergleichbare und präzise Ergebnisse. So profitieren Verkehrsunternehmen von einer einheitlichen Grundlage für Planung und Betrieb und erhalten anerkannte Standards für unterschiedliche Zielsetzungen.

Alle Dokumente, einschließlich der VDV-Schriften und -Mitteilungen, sind übersichtlich auf der Wissens- und Lernplattform KnowHow@ÖV gebündelt und für die Nutzenden leicht zugänglich.

VDV-Schrift 457: Automatische Fahrgastzählsysteme

Ein praxisrelevantes Beispiel ist die VDV-Schrift 457 „Rahmenlastenheft Automatische Fahrgastzählsysteme“. Sie bietet umfassende Richtlinien und Empfehlungen für den Einsatz automatischer Fahrgastzählsysteme (AFZS), mit denen präzise und statistisch belastbare Fahrgastzahlen in vergleichbarer Qualität erhoben werden. Diese Daten sind unverzichtbar für Entscheidungs-, Kontroll- und Nachweisprozesse, und kommen insbesondere in nachfragebasierten Einnahmeaufteilungsverfahren zum Einsatz. Solche Verfahren beruhen auf präzisen Informationen zur Größe, Struktur und räumlichen Verteilung der Fahrgastnachfrage im öffentlichen Verkehr. Dazu gehört auch die Erhebung von Personenkilometern, die die Verkehrsleistung abbilden.

Grundlage für die Finanzierung von Verkehrsleistungen ist die EU-Verordnung (EG) Nr. 1370/2007. Sie setzt den rechtlichen Rahmen für die Vergabe öffentlicher Dienstleistungsaufträge im öffentlichen Personenverkehr. Die Verordnung regelt unter anderem, wie Verkehrsunternehmen für gemeinwirtschaftliche Leistungen vergütet werden. Präzise Fahrgastzahlen sind daher eine wichtige Grundlage – sei es für die Angebotsplanung, als Nachweis für Finanzierungsmodelle oder bei Ausschreibungen.

Der steigende Bedarf an Nachfragedaten zeigt sich deutlich: Sowohl Verkehrsunternehmen als auch Aufgabenträger und Verkehrsverbünde greifen auf diese Informationen zurück, um fundierte Entscheidungen zu treffen.

Die VDV-Schrift 457 deckt verschiedene Aspekte ab, darunter:

  • Statistische Grundlagen
  • Vorgaben zur Stichproben-, Ausrüstungs- und Messfahrtenplanung
  • Anforderungen an Messgenauigkeit und deren Testierung
  • Regelwerke zur Systemabnahme von AFZS-Hintergrundsystemen
  • Schnittstellenspezifikationen und ein Rahmenlastenheft für Onboard- und Hintergrundsysteme

Neben der statistischen Qualität der Verkehrsnachfragedaten ist auch der Aggregationsgrad – also das Detaillierungsniveau, auf dem die Daten zusammengefasst werden – ein entscheidender Faktor. Je nach Anwendungszweck können Fahrgastzahlen auf unterschiedlichen Ebenen ausgewertet werden, etwa für einzelne Haltestellen, Linien oder ganze Verkehrsnetze. Gleichzeitig hat der Aufwand für die Erhebung und Aktualisierung dieser Daten eine große Bedeutung.

Es wird zwischen zwei Erhebungsmethoden unterschieden:

Verkehrszählung mit qualitativer Fahrgastbefragung:

  • Liefert detaillierte Informationen über das Fahrgastverhalten (z. B. Start- und Zielort einer Fahrt, genutzte Fahrscheinart, Grund der Reise)
  • Aufgrund der aufwendigen Datengewinnung eher ressourcen- und kostenintensiv, da viel Personal benötigt wird; wird üblicherweise nur alle 3-5 Jahre durchgeführt

Verkehrszählung auf Basis von Automatischen Fahrgastzählsystemen (AFZS):

  • Erfasst Zählereignisse (ein- und aussteigende Personen je Haltestelle)
  • Ermittelt die Fahrgastbesetzung zwischen zwei Haltestellen
  • Nutzt die berechneten Daten, um Kenngrößen wie Verkehrsmenge (Linienbeförderungsfälle) und Verkehrsleistung (Kilometer) in der benötigten zeitlichen und räumlichen Struktur abzubilden
  • Erfordert einen geringen Erhebungs- und Personalaufwand
  • Kann zusätzlich für Verkehrsbefragungen und zur Aktualisierung von Daten aus Verkehrserhebungen verwendet werden, weshalb viele ÖPNV- und SPNV-Unternehmen ihre Fahrzeuge zunehmend mit automatischen Fahrgastzählsystemen ausstatten

Die erhobenen Zähl- und Hochrechnungsergebnisse verschiedener Fahrzeugarten und Verkehrsunternehmen müssen hinreichend präzise und miteinander vergleichbar sein – vor allem dann, wenn diese Daten als Grundlage für die Einnahmeaufteilung in Verkehrsverbünden oder für Ausgleichszahlungen verwendet werden. Daraus ergibt sich der Anspruch, einheitliche Systemlösungen sowohl für den ÖPNV als auch für den SPNV bereitzustellen.

Die überarbeitete Fassung der VDV-Schrift 457 soll genau diesen Anspruch erfüllen. Dabei wird beispielsweise sichergestellt, dass verkehrsartspezifische Begriffe wie „Bahnhofsbelastung“ systemübergreifend einheitlich als „Haltestellenbelastung“ interpretiert werden. Diese Vereinheitlichung ist wichtig, um Missverständnisse zwischen verschiedenen Systemen und Datenquellen zu vermeiden und eine konsistente Datennutzung zu gewährleisten. In der aktuellen Version 2.2 von 2023 wurden zusätzliche Regelkataloge und Vorgaben aufgenommen, etwa zur Testierung der Messgenauigkeit für Fahrräder und Echtzeitbesetzung sowie Erweiterungen für videobasierte Vergleichszählungen. Ein vereinfachter Ansatz zur Rezertifizierung der Messgenauigkeit sorgt dafür, dass Messsysteme regelmäßig auf ihre Genauigkeit überprüft werden. Das ist besonders wichtig, um die Verlässlichkeit der erhobenen Daten zu garantieren. Hintergrundsystem-Daten komplettieren die Aktualisierungen.

Fazit

Die VDV-Schriften sind ein zentraler Baustein für die Standardisierung und Qualitätssicherung im öffentlichen Nahverkehr. Sie bilden die Grundlage für präzise Datenerhebungen, effiziente Planungen und zukunftsorientierte Entscheidungen. Mit klaren Vorgaben und praxisnahen Empfehlungen erleichtern sie Verkehrsunternehmen die Umsetzung moderner Technologien und sorgen für unternehmensübergreifende Vergleichbarkeit.

DILAX unterstützt seine Kund:innen dabei, die Anforderungen der VDV-Schrift optimal zu erfüllen

Unsere Produkte und Lösungen sind speziell darauf ausgelegt, Fahrgastdaten effizient und genau zu erheben, auszuwerten und in nachhaltige Verkehrsplanungen zu integrieren. Mit fortschrittlichen Technologien, die auf den neuesten Standards basieren, gewährleisten wir eine hohe Messgenauigkeit und unterstützen unsere Kund:innen bei der Optimierung ihrer Betriebsabläufe. Dabei bieten wir flexible Lösungen, die sowohl in bestehende Systeme integriert als auch an zukünftige Anforderungen angepasst werden können.

Durch die Implementierung von DILAX-Technologien können Verkehrsunternehmen die Qualität ihrer Daten auf ein neues Level heben, ihre Prozesse automatisieren und so Ressourcen effizienter einsetzen. Unsere Systeme liefern nicht nur präzise Fahrgastzahlen, sondern auch wertvolle Einblicke, die es Verkehrsunternehmen ermöglichen, ihre Angebote gezielt an die Bedürfnisse der Fahrgäste anzupassen. Dies führt zu einer höheren Servicequalität und trägt gleichzeitig zur wirtschaftlichen Effizienz bei. So leisten wir einen aktiven Beitrag zur vernetzten und zukunftssicheren Mobilität und unterstützen die Umsetzung der VDV-Schriften im Einklang mit den gesetzlichen und technologischen Anforderungen.

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