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Dieser Artikel von Sama Beheshti, Senior Product Owner bei DILAX, ist in DER NAHVERKEHR (Ausgabe 1-2/2025) erschienen.

Intelligente Messfahrtenplanung für den öffentlichen Nahverkehr

Ein starker und attraktiver ÖPNV ist das Rückgrat der Verkehrswende. Die steigende Nachfrage nach flexiblen, nachhaltigen Mobilitätslösungen sowie die Einführung neuer Finanzierungsmodelle wie das Deutschlandticket sind nur einige Treiber der umfassenden Transformation, die Verkehrsunternehmen bewältigen müssen. In diesem dynamischen Umfeld kommt es auf Effizienz, datengetriebene Ansätze und kundenorientierte Lösungen an, um den ÖPNV als attraktive Alternative zum Individualverkehr weiter zu festigen. Für die anhaltende Wettbewerbsfähigkeit ist es wichtig, den Service zu optimieren und dabei verstärkt auf digitale Technologien sowie agile Geschäftsmodelle zu setzen.

Effizienz durch datenbasierte Verkehrsplanung

Eine intelligente Datennutzung hilft dabei, fundierte Entscheidungen zu treffen und betriebliche Abläufe zu optimieren. In diesem Kontext gewinnen auch Fahrgastzähldaten zunehmend an Bedeutung, die vor allem aus der automatischen Fahrgastzählung (AFZ) gewonnen werden. Sie liefern präzise Informationen zur Fahrzeugauslastung und sind die Grundlage einer bedarfsgerechten Verkehrsplanung. Verkehrsunternehmen können ihre Kapazitäten effizienter steuern, kurzfristige Nachfrageschwankungen erkennen und ihr Angebot flexibel anpassen. Neben der Optimierung des Fahrgastservices bilden AFZ-Daten auch die Basis für die Planung und wirtschaftliche Entscheidungen sowie eine faire Einnahmeaufteilung im Verkehrsverbund.

Für Verkehrsbetriebe steht nicht nur die Steigerung der Auslastung im Fokus, sondern besonders deren Qualität. Eine „bessere“ Auslastung bedeutet, Leerfahrten zu reduzieren, überfüllte Fahrzeuge zu vermeiden sowie den Personaleinsatz optimal zu planen – vor allem angesichts des Fachkräftemangels. Rund 110.000 Beschäftigte müssen laut VDV bis 2030 eingestellt werden. Der Bedarf an Fahrten und damit Fahrpersonal ist aber schon heute konstant hoch. Eine präzise und flexible Einsatzplanung kann helfen, Engpässe zu vermeiden und die vorhandenen Ressourcen gezielt dort einzusetzen, wo sie am dringendsten benötigt werden. Gleichzeitig trägt eine ausgewogene Fahrzeugnutzung dazu bei, Wartungszyklen besser zu steuern und die Betriebskosten nachhaltig zu senken.

AFZ: Grundlage für Echtzeitdaten im ÖPNV

Besonders Echtzeitdaten sind wertvoll, wenn es um die datenbasierte und bedarfsangepasste Planung geht – und auch sie lassen sich mit einem AFZ-System erheben. Zählsensoren, die auf unterschiedlichen Technologien basieren, wie beispielsweise Structured Light oder Time of Flight, werden im Türbereich des jeweiligen Fahrzeugs installiert und erfassen ein- und aussteigende Passagiere präzise. Darüber hinaus ermöglicht ein zentrales AFZ-Hintergrundsystem gemäß den Anforderungen der VDV-Schrift 457 Version 2.2 die Übertragung, Prüfung und Hochrechnung der erfassten Daten. Auf diese Weise liefert das System belastbare Werte für das Verkehrsaufkommen, den Besetztgrad und die Verkehrsleistung. Diese Daten können nicht nur vom Verkehrsunternehmen zur Planung und Steuerung der Kapazitäten genutzt, sondern auch den Fahrgästen zur Verfügung gestellt werden. In Form von Echtzeit-Auslastungsanzeigen in Apps oder direkt an den Haltestellen geben sie Fahrgästen die Möglichkeit, ihre Reise besser zu planen und Stoßzeiten zu vermeiden.

Die Stichprobe zählt

Eine Echtzeit-Belegungsanzeige für den öffentlichen Nahverkehr ist allerdings nur mit einer 100 Prozent-Vollausstattung der Fahrzeugflotte mit automatischen Fahrgastzählsystemen möglich. Doch auch eine Teilausstattung, bei der etwa 20 Prozent der Fahrzeuge ausgerüstet sind, bietet eine solide Grundlage für belastbare Ergebnisse.

In den Fällen, in denen nur ein Teil der Flotte über ein AFZS verfügt, ist eine sorgfältige Planung repräsentativer Stichproben notwendig, um die Nutzung des gesamten ÖPNV-Netzwerks abzubilden. Eine präzise Messfahrtenplanung ist dabei entscheidend, denn zahlreiche Faktoren müssen berücksichtigt werden, darunter Tagesarten (zum Beispiel Wochentage oder Feiertage), Tageszeiten und die Verteilung der mit AFZ ausgestatteten Fahrzeuge im Betrieb. Ohne ein geeignetes Tool wäre dieser Prozess äußerst aufwändig, fehleranfällig und ineffizient.

DILAX Samplics vereinfacht die effiziente Messfahrtenplanung, indem die Software Fahrplan-, Fahrzeug-, Depot- und Routendaten erfasst, daraus die erforderliche Stichprobengröße berechnet und präzise Dispositionsempfehlungen gibt. Der Messfahrtenplan zeigt, welches Fahrzeug auf welcher Linie eine Messung durchführen sollte, um alle relevanten Strecken und Zeiträume repräsentativ abzudecken. Komplexe Berechnungen werden automatisiert und die Einhaltung von VDV-Standards gewährleistet. Zusätzlich erleichtert die benutzerfreundliche Oberfläche den schnellen Einstieg in die Anwendung und die Kompatibilität mit Analysesoftware wie DILAX Citisense® ermöglicht eine nahtlose Integration in bestehende Systeme.

Wenn alle Messfahrten durchgeführt sind, lassen sich die so gewonnenen Daten hochrechnen, um die Fahrgastzahlen im gesamten Netzwerk zuverlässig zu ermitteln – essenziell für faire Erlösaufteilung im Verkehrsverbund, zukunftssichere Verkehrsplanung und eine bedarfsgerechte Gestaltung des ÖPNV. Verkehrsunternehmen profitieren dabei von einer effizienten Planung, Kosteneinsparungen und einem umfassenden Überblick über das gesamte Netz, selbst bei teilweiser AFZ-Ausstattung.

Messfahrtenplanung in drei Schritten

Um die statistische Belastbarkeit zu gewährleisten und damit die Hochrechnung als Grundlage für die Einnahmeaufteilung genutzt werden kann, muss sie den Anforderungen gemäß VDV-Schrift 457 Version 2.2 und den dort definierten Schnittstellenspezifikationen entsprechen. Eine sorgfältige Messfahrtenplanung bildet die Grundlage. DILAX Samplics unterstützt diesen Prozess durch eine Vielzahl an Funktionen: Die Software ermöglicht einen einfachen Datenimport, die Auswahl individueller Tageszeittypen für die Stichprobenerhebung und die exakte Berechnung der notwendigen Stichprobenfahrten pro Fahrzeug, Linie und Tageszeit. Zudem gleicht das Tool die tatsächlichen Zähldaten mit der benötigten Stichprobengröße ab, verfolgt den Fortschritt der Messfahrten und prüft, ob genügend Daten erhoben wurden. Falls es zu Ausfällen oder fehlenden Fahrten kommt, ermittelt DILAX Samplics Alternativen für den Fahrzeugeinsatz.

Der Prozess der Messfahrtenplanung umfasst drei zentrale Schritte, die Verkehrsunternehmen einfach und effizient umsetzen können:

1. Vorbereiten

Im ersten Schritt werden alle relevanten Daten in DILAX Samplics importiert. Dazu zählen Fahrpläne, Tageszeittypen (zum Beispiel Werktage, Wochenenden oder Feiertage), Fahrzeuglisten und Depotstandorte. Die Software analysiert daraufhin das gesamte Flottennetzwerk und stellt sicher, dass auch spezifische Strukturen und Besonderheiten berücksichtigt werden. So wird die Grundlage für eine präzise Planung geschaffen.

2. Berechnen

Auf Basis der importierten Daten berechnet DILAX Samplics die erforderliche Stichprobengröße. Messfahrten müssen mit den Fahrzeugen durchgeführt werden, die mit einem Zählsystem ausgestattet sind – und DILAX Samplics ermittelt, auf welchen Linien und zu welchen Zeiten die Fahrten durchgeführt werden müssen. Die Software erstellt dann konkrete Dispositionsempfehlungen für den Fahrzeugeinsatz, der anschließend noch von der Betriebsleitung angepasst werden kann. So können alle relevanten Strecken und Zeiträume abgedeckt werden, ohne den regulären Betrieb zu beeinträchtigen.

3. Überprüfen

Während der Messfahrten werden die tatsächlich erfassten Zähldaten fortlaufend mit den geplanten Soll-Zahlen abgeglichen. Sollte es zu Abweichungen kommen – etwa durch Fahrzeugausfälle, Störungen oder nicht durchgeführte Fahrten –, schlägt die Software alternative Einsätze vor. So kann das Unternehmen sicherstellen, dass genügend Daten erhoben werden, um die geplante Stichprobe zu erfüllen und eine belastbare Grundlage für die Hochrechnung zu schaffen.

Mehrwert für den ÖPNV und die Fahrgäste

Mit DILAX Samplics und der Integration in gängige Analytics-Software wie DILAX Citisense® profitieren Verkehrsunternehmen von einer flexiblen und effizienten Analyseplattform. Die gewonnenen Fahrgastdaten lassen sich problemlos in bestehende Datenmanagementsysteme einbinden und unterstützen so eine präzisere Flottensteuerung. Durch die automatisierte Fahrgastzählung und optimierte Messfahrtenplanung können Verkehrsbetriebe ihre Dienste bedarfsgerechter und flexibler gestalten, was den Fahrgästen mehr Komfort und eine verbesserte Nutzererfahrung bietet. In Zeiten der Verkehrswende, in denen der Umstieg auf den ÖPNV gefördert werden soll, ist die Bereitstellung zuverlässiger und transparenter Fahrgastinformationen entscheidend, um die Attraktivität und Zukunftsfähigkeit des öffentlichen Nahverkehrs langfristig zu sichern und die Verkehrswende zu unterstützen.

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